Vienna ad Zentam servata MDCLXXXXVII

Bild nach der ersten Schlacht von Zenta (1686-1697)

Im Laufe des Befreiungskampfs im Herbst 1686 wurden die Türken aus einem bedeutenden Teil von Ungarn vertrieben. Damals wurden Buda, Szegedin, Subotica und auch Zenta befreit. Im November 1686 ging die türkische Schutzwehr in Zenta zu Grunde, zusammen mit 11 Festungen und Schanzen, nachdem die Türken, im Oktober 1686, im Laufe der ersten Schlacht bei Zenta beim naheliegenden Gornji Breg (Orompart) besiegt worden waren. Die erste Angabe aus dem Jahr 1688, nach dem Rückzug der Türken, bezeugt, dass in Zenta eine serbische Schanze unter Schutz und im Dienst des österreichischen Heeres funktionierte. In der Zwischenzeit gelang es den Türken die christlichen Truppen (die sogar zu Mazedonien gelangen) zurückzudrängen, bis hin zu den Flüssen Sava und Donau, währenddessen das Wiener Oberkommando, nur zum Preis großer Verluste, bei Slankamen, die Türken, die wieder Ungarn zu erobern vorhatten, zurückhalten konnte.  In den 1690er Jahren gab es keine größeren Heereszüge auf diesen Gebieten, es kam gelegentlich zu gegenseitigen Überfällen und kleineren militärischen Aktionen, woran Serben aus Zenta teilnahmen.


Vorbereitungen für die Schlacht – entgegengesetzte Seiten

Als Mustafa II 1695 den Thron bestieg, gab er das Manifest heraus, wo er Erneuerung und neue Feldzüge voraussah. Nachdem das Wiener Oberkommando davon benachrichtigt worden war, was die Türken vorhaben, wurde  Ende Mai an diesem Ort eine neue Strategie etabliert. Das Ziel der Militäroperationen war in diesem Moment Peterwaradeins Deckung und aufmerksame Beobachtung des Feindes. Am 5. Juli 1697 wurde Eugen von Savoyen zum Kommandanten erklärt und verreiste danach nach Koluten  zur Ernennung und um sein Heer mit insgesamt 25 Infanterie-Regimente und 9 Kavallerie-Regimente unter Kontrolle zu nehmen.
Gegner:
Mustafa Mehmetoğlu II. (1664-1703), türkischer Sultan, herrschte vom 6. Februar 1695 bis 22. August 1703., plante Erneuerungen, führte Finanzreformen durch, erneuerte seine Flotte und versuchte verlorene Regionen wieder zu erobern.
Eugen von Savoyen, François Eugène de Savoie-Carignan, Prinz von Savoyen (1663-1736) war einer der größten Heeresführer der modernen Geschichte. Mit seinem militärischen Talent trat er bei der Befreiung Wiens 1683 hervor, wonach sich seine Erfolge in Ungarn  aneinanderreichten: Esztergom (Gran) 1685, Buda (Ofen) 1686, Nagyharsány 1687, Belgrad 1688. 1693 wurde er zum General ernannt. 1697 ernannte ihn  Leopold I. zum Oberbefehlshaber des Reichsheeres.


Aufstellung des Heeres

Am 20. August 1697 überquerte das türkische Heer die Donau bei Pančevo, wonach der Sultan seine Truppen teilte. Eine Division, die 20 Tausend Soldaten zählte, begang sich unter Führung des Dschafer Pascha nach Norden, um über den Fluss Muresch das ungarische Gebiet zu erobern, wobei die meisten Truppen weiter dem linken Donauufer entlang zum Fluss Theiß vorankamen. Nachdem sie diese Nachrichten gehört hatten, bewegten sich die Truppen des Eugen von Savoyen in Richtung Norden, um sich bei Szegedin mit den Truppen von Vaudémont und des Grafen Rabutin, der aus Siebenbürgen herbeieilte, zu vereinigen.
Eugen von Savoyen erreichte auf seinem Weg nach Norden den Bach Tschick, bewegte sich weiter nach Zenta, und traf sich dann eine Stunde weit entfernt von der Gemeinde mit Rabutins Vorhut. Inzwischen richtete der Sultan seine Division, die bis Zrenjanin (Großbetschkerek) gekommen war, nach Titel, um schließlich Peterwaradein zu belagern. Eugen von Savoyen, der nicht weit von Zenta war, erhielt Nachrichten, dass die Türken Titel erobert hatten, so dass er bei Tschick seine Truppen und die von dem aus Siebenbürgen angetroffenen Rabutin am 31. August vereinigte und es begann die Rückkehr nach Süden zur Peterwaradeins Verteidigung  und der Entgegensetzung mit den türkischen Kräften, die sich bei Kovilj wieder zusammengeschlossen haben. Nachdem der Sultan benachrichtigt worden war, dass sich Eugen von Savoyen mit seinen konzentrierten Kräften wieder nicht weit von Neusatz befindet, beschloss er seine Taktik zu ändern und setzte sich Szegedin als nächstes Ziel seines Feldzugs, d.h. Eroberung des dortigen Lebensmittellagers.

 

Vorbereitungen vor der Schlacht, Aufstellung des Heeres

Am 7. September nahm das türkische Heer Richtung Norden nach Szegedin ein, aber da sie erfuhren, dass sich auch Szegedin unter starken militärischen Verteidigung befand, änderten sie wieder ihre Pläne und beschlossen den Fluss Theiß bei Zenta zu überqueren. In unmittelbarer Nähe von Zenta, mitten im Fluss, lag eine längliche Insel, die besonders günstige Bedingungen zum Bau einer Brücke bot. Später wird sich herausstellen, dass gerade diese Insel zum Schauplatz der Schlacht bei Zenta wird. Der größte Teil des türkischen Heeres war nicht in unmittelbarer Nähe des Flusses positioniert, sondern etwas weiter, wo sie eine Schanze aus Palisaden gemacht haben. Währenddessen begannen französische  Militäringenieure des Sultans in der Nähe des in Zenta liegenden Lebensmittellagers den Bau einer Pontonbrücke aus 60 Booten. Diese Pontonbrücke wurde aus mit Holzpfeilern und Lederriemen fixierten  Lastbooten gebaut, worauf Bretter gelegt wurden. Türken befestigten die am Anfang der Brücke, beim Lebensmittellager liegenden Schanzen. Um das Lagerhaus herum war ein 500 Schritte langer und ziemlich tiefer Wassergraben, von der Innen- und Aussenseite mit Palisaden umsäumt. Das bildete die innere Verteidigungslinie am Anfang der Brücke. Noch eine halbkreisförmige Schanze mit einem Radius von 1000 Schritten, einem Mauerwerk und Ausgängen zur schnellen Evakuation aus der Schanze wurde errichtet, aber die nordwestliche Seite dieser Schanze blieb unvollendet.


Eugen von Savoyen begab sich mit seinem inzwischen angelangenen Heer wieder nach Norden und kam den türkischen Truppen nachfolgend am 10. September nach Betsche. Am 11. September, noch vor der Morgendämmerung schlugen sie den Weg nach Zenta ein. Mit seiner Kavallerie und wenig Artillerie ließ er seine Soldaten zurück und eilte vorwärts um sich möglichst ausführlich über den Flussübergang des türkischen Heeres zu informieren. Aufgrund der unterwegs gesammelten Informationen entschloss er sich eine Stunde weit von den Türken Halt zu machen und den Rest seines Heeres aufzuwarten. Nachdem am Nachmittag der Rest gekommen war, konzentrierte sich Eugen von Savoyen auf die Aufstellung des Heeres. Die Aufstellung dauerte von 3 bis 4 Uhr nachmittags. Den rechten Flügel rückte er zur Theiß, und den linken verzog er über die Fläche gelegentlich der Truppenanzahl. Der rechte Flügel war unter Kommando von: Heister, Truchsess, Gronsfeld und Salaburg, und der linke von: Starhemberg,  Vaudémont, Corbelli und Hasslingen  Eugen von Savoyen nahm selber die zentrale Lage zusammen mit Generälen: Commercy, Rabutin, Börner und Reuss. Die kaiserliche Armee umfasste etwa 70 Tausend Soldaten, 51 Infanteriebtaillons, 112 Reitertruppen und 60 Kanonen. An der Schlacht nahmen auch Ungarn und Serben teil, z.B. Generäle Pálffy János und Graf Dessewffy István, Oberst Deáky Pál, auch Jovan Tekelija und die serbische Miliz aus Zenta.


Die zweite Schlacht bei Zenta (der 11. September 1697)

Die türkische Pontonbrücke wurde über den ganzen Tag und in der Nacht am 10 September bis zum Mittag nächsten Tages gebaut; zuerst ging der Sultan über die Brücke mit seiner Begleitung von 2000 Mann, und gleich folgte ihm die Artillerie. Nach ihrem Übergang begannen Janitscharen und das restliche Heer ihre Rüstung und Gepäck hinüber zu tragen. Eugen von Savoyen, der sich dem Sultan nähern wollte, kam auf den Schauplatz der Schlacht um drei Uhr nachmittags, als sich die Türken noch in voller Eile über die Brücke drängten. In diesem Moment sah Eugen von Savoyen eine ausgezeichnete Gelegenheit: Er versuchte sich mit 3000 Reitern und ebenso vielen Dragonern möglichst schnell nach vorne zu bewegen und die Schanzen anzugreifen. Das christliche Heer näherte sich den Schanzen der Feinde an, wo sich noch ein Teil der türkischen Reiter befand, die in einem Moment  die Reitertruppe, die direkt unter dem Befehl von Eugen von Savoyen stand, überfiel. Auf einen entschlossenen und starken Angriff antworteten die türkischen Truppen mit Rückzug in die Schanzen. In diesem Augenblick bemerkte General Starhemberg, der sich im linken Flügel befand, dass sich die Pontonbrücke unter den zum anderen Ufer fliehenden Türken bewegt und befahl Feuer von beiden Ufern auf die Brücke zu legen. Das Gleiche befahl auch General Heister aus dem rechten Flügel, so dass die Pontonbrücke unter starkem Feuer von zwei Seiten nachgab und Tausende von Türken fanden ihr Grab in der Theiß.


Inzwischen gelang es den Bataillons aus dem linken Flügel von dem stellenweise riffigen Ufer des Flusses zur Brücke zu kommen und den Eingang zur Brücke zu besetzen. 35 Tausend türkischer Soldaten, die in den Schanzen gefangen blieben, bekamen keine Unterstützung vom gegenseitigen Ufer, so dass ihre Lage ausgangslos wurde. Eugen von Savoyen schickte eine Verstärkung aus Reserven des linken Flügels und in der Mitte liegenden Truppen, an den Anfang der Brücke, die in die Schanzen eindrang, wonach der General auch den rechten Flügel vorwärts schickte. In der Mitte wurden auch heroische Schanzenangriffe durchzogen, während es am Ufer und im Wasser zu nahem Kampf kam, der entsetzlich blutig endete. Soldaten waren erbarmungslos, wärend die wütenden Janitschari einigen Paschas den Rest gaben. Ein Teil der türkischen Soldaten versuchte sich zu retten, indem sie in die Theiß sprangen und den Fluss zu überschwimmen versuchten, aber die meisten trafen auf offenes Feuer von Musketieren und Karabinern, während die vielen Anderen im Fluss ertranken. Erschrockene türkische Truppen hatten die Flucht  viel mehr vor, als Wiederstand zu leisten. Nur einige Tausend von ihnen kamen ans andere Ufer.


Nach dem Sieg

Der Sultan beobachtete die Niederlage seiner Soldaten vom anderen Ufer und floh danach mit dem Rest seines Heeres Richtung Timișoara (Temeswar). Am nächsten Tag überquerte Eugen von Savoyen mit einem Teil seiner Kavallerie die Theiß, um in den Schlachtausgang Einblick zu bekommen, und schickte einen Boten nach Wien, den Kaiser Leopold über die Geschehnisse und den brillianten Triumph zu benachrichtigen. Die Kriegsausrüstung und Beute, die die Türken in ihrem Lager hinterlassen haben,  waren von unschätzbarem Wert. In die Hände des Siegers kam auch das Siegel des Sultans, 86 Fahnen usw. Die Zahlen nach dem Sieg bestätigten die Geschicklichkeit Eugens von Savoyen, der die Angriffszeit genau tempiert hat, so dass nur 429 Reichssoldaten, 28 Offiziere und 401 Soldaten ums Leben kamen. Verwundet war 1598 Mann (133 Offiziere und 1465 Soldaten). Der türkische Verlust war tragisch. Auf dem Schlachtfeld lagen 25000 gefallene türkische Soldaten. Zur Erinnerung an den Sieg feierte die Stadt Wien am 21. September 1697 die Schlacht bei Zenta mit einer Dankmesse (Te Deum), einer feierlichen Prozession, Triumphbögen und Säulen (Vienna ad Zentam servata – Wien verteidigt bei Zenta). Häuser und Plätze waren geschmückt, und der Bevölkerung wurden Geldmünzen verteilt, die zum Andenken an die Schlacht geprägt wurden. Zentraleuropa und Ungarn wurden nach der Schlacht bei Zenta nach 150 Jahren von türkischer Herrschaft befreit.